Dieter Krickeberg

*  14. Juli 1932

von Felix Walter

Essay

Zur Mischung der Stile, wie sie Krickeberg praktiziert, gehört eine Art Emanzipation der Konsonanz; diese kann innerhalb einer dissonanten Phrase auftreten oder einen eigenen Abschnitt bilden, der ein Stilzitat oder auch eine statische Klangfläche sein kann. Im Doppeltrio für Gamben für je eine Alt- und zwei Bassgamben (2003/04) alternieren bzw. überschneiden sich ausgehaltene Dur- und Moll-Dreiklänge, indem die Außentöne Fünfteltonschritte (z.B. von as nach gis) machen, die Terzen große Halbtonschritte (Nbsp. 4). Eine derartige Arbeit mit Skalen, deren Intervalle sich von denen der gleichstufigen europäischen Halbtonskala unterscheiden, gehört ebenfalls in den Bereich der Polystilistik. Am Schluss des Blockflötentrios Holzwege (1983) entfernen die Musiker die Kopfstücke ihrer Instrumente und blasen – ähnlich den Spielern der japanischen Shakuhachi – auf die Kante des Mittelstücks. Die Noten bezeichnen hier lediglich Griffe; durch die Verkürzung der unterschiedlichen Flöten entstehen – abhängig von der Bauweise der jeweils verwendeten Instrumente – drei verschiedene Skalen mit ungewöhnlichen Intervallen (Nbsp. 1). Charakteristisch ist schließlich auch die Vorliebe für die rhythmisch, diastematisch und dynamisch schattenhaft variierende, von einem Stilbereich in den anderen führende Imitation von Motiven.

Von den – stilistisch einheitlichen – frühen Werken verbinden die Sonate für Querflöte und Klavier ...